#CommsWeekHamburg 2018

13. November 2018 Annett Bergk

Man mag sich an diesem 13. November – angesichts der Anreisezeit manch einer Studierendeninitiative zum PR Report Camp nach Berlin – kaum beklagen über den Beginn einer Veranstaltung zur frühen Stunde. Und dennoch: 8 Uhr morgens ist für Hamburger Verhältnisse eine beinahe schon unchristliche Zeit. Ob es sich gelohnt hat, für die Communications Week den Wecker zu stellen?!

Die 3-Stunden-Woche

„Die Communications Week kommt nach Hamburg“, hieß es in den ankündigenden Pressemeldungen. Im fünften Jahr ihres Bestehens expandierte sie von New York bereits nach London und Toronto. Nun eben Deutschland. Aber Moment mal. „Week“? Geplant ist die Veranstaltung der Agentur „Frau Wenk“ am heutigen Dienstag von 8 bis 11 Uhr – inkl. Zeit für Frühstück und Networking. Kurze Woche, möchte man meinen.

Es ist ein mächtiges Gewusel in den Design Offices am Domplatz. Ich erkämpfe mir ein Glas Wasser und ein kleines Croissant, zu einem Garderobe-Platz für meinen Mantel reicht es nicht. Aber die Stimmung ist gut. Man trifft viele bekannte und neue Gesichter, erwartet gespannt die Begrüßung und den Beginn der Panel-Diskussion, die unter dem Motto „Disruptive PR“ angekündigt wurde. Es liegt etwas neues in der Luft. Das kann gut werden.

Panel und Networking-Faktor

Influencer, Lead-Generierung, DSGVO, Relevanz, Qualität: Das mit Katja Suding, stellvertretenden Partei- und Fraktionsvorsitzende der FDP, Lars Haider, Chefredakteur des Hamburger Abendblatts, Sandra Hartwig, Head of Communications der Otto Group Digital Solutions, Roman Heflik, Managing Editor von Xing Klartext, und Andrea Buzzi, Geschäftsführerin Frau Wenk, gut besetzte Panel kommt nicht so recht in Fahrt. Eine Stunde nach Beginn fällt das Wort „Disruption“ zum ersten Mal – eine Frage aus dem Publikum. Von „Disruptiver PR“ ist auf dem Podium nichts zu hören.

In der kurzen Pause hört man erste Stimmen: Viele (mögliche) Themen würden nicht tiefgehend genug besprochen. Disruption fehle in den Diskussionen. Viele Teilnehmer ziehen Parallelen zur Social Media Week, die in diesem Jahr thematisch sehr breit gefächert war. Doch trotz Kritik ist die Mehrheit angetan von der Kombination aus Podium und Workshops. Die Location stimmt. Der Networking-Faktor ist der richtige.

Workshops – von schade bis spannend

Von den insgesamt vier teilweise parallel stattfindenden Workshops im Anschluss suche ich mir zwei heraus und lausche dem Thema „Daten-PR – Wie man aus den eigenen Firmen-Daten spannende Geschichten erzählen kann“ von Lisa Dust, Geschäftsführerin von Facts + Storys. „Daten“ jedoch meint in diesem Zusammenhang Zahlen, Fakten, Umfragen, Statistiken. Und so ist es ohne Frage ein inspirierender Vortrag, der jedoch wieder am Thema vorbeischlittert. Schade.

Mein Highlight ist der zweite Workshop: Patrick Bunk, Geschäftsführer von Ubermetrics bringt (endlich) das Thema KI auf die Agenda und das vor allem in einen Kontext mit Öffentlichkeitsarbeit! Die PR-Industrie stehe unter Druck, doch sie könne sich auf Technologien und Trends vorbereiten. Wesentliche Erfolgsfaktoren dabei seien Fokussierung, Datenhoheit und Datenkompetenz. So führt er aus, dass die PR beispielsweise eine neue Qualität im PR-Pitching liefern, „PR-Content-Datenbanken“ aufbauen und Voice Technologien verstärkt nutzen müsse. Spannend.

Es folgt Applaus von allen Seiten, dann das große Aufbrechen in die Büros.

Disruptive Eindrücke

Was also habe ich mitgenommen? Was war die Communications Week 2018? Ich bin hin- und hergerissen.

Sie war Inspiration. Sie war Networking-Veranstaltung. Sie hat neue Blickwinkel eröffnet. Hartwig beispielsweise erzählte, dass in der Gründerszene ein Unverständnis über die verschiedenen Mediengattungen herrsche. Heflik führte aus, dass der Mensch am liebsten über Menschen liest. „Wenn du merkst, dass es PR ist, dann weg damit!“ äußerte Haider.

Doch ob eine Handvoll guter Speaker nebeneinander und hintereinander gereiht – und eben leider nicht thematisch unter einen Hut gebracht – das Label „Communications Week“ verdienen, darüber bin ich unschlüssig. Sicherlich profitiert die Branche von Austauschplattformen wie dieser. Das „Relations“ macht ja unseren Beruf aus. Aber ein bisschen mehr Mut, ein bisschen mehr Debatte darf es dann doch sein – auch wenn alle gerade erst aus dem Bett gefallen sind.

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